Vom 22. August bis zum 29. August fand der Segeltörn des Pfadfinderbundes Boreas auf der „Whydah of Bristol“ statt. Von unserem Stamm fuhren insgesamt sechs Leute mit, womit wir die Hälfte der gesamten Segelcrew gestellt haben. Am 22. haben wir uns gegen halb neun am Göttinger Bahnhof getroffen, um von dort aus mit Zug und Bus nach Heiligenhafen zu fahren. Als wir dort gegen halb zwei ankamen, war das zwanzig Meter lange Schiff auch schnell gefunden.

Um am nächsten Tag in See stechen zu können, mussten wir erst einmal gründlich einkaufen. Also ging ein Teil der Mannschaft einkaufen, während der andere noch das eine Segel flickte oder sich entspannte. Insgesamt haben wir zwei ganze Bollerwagen voll eingekauft. Das Essen sollte ja schließlich auch für eine ganze Woche reichen. Die Lebensmittel wurden dann alle im aufklappbaren Tisch oder in den Netzen unter der Decke verstaut. Es durfte nichts lose herumliegen, denn durch das Schaukeln auf See wäre es sonst durch das gesamte Schiff geflogen. Aus demselben Grund hatten auch alle Schubladen einen speziellen Mechanismus, damit sie sich nicht von alleine öffnen konnten. Bis zum Abend haben wir dann noch das An- und Ablegen am gegenüberliegenden Hafenkai geübt.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging es dann endlich los. Da wir erst noch üben mussten, (wir waren vorher fast alle noch nie gesegelt) segelten wir erst einmal nur mit zweien unserer sechs Segel. Als erstes ging es unter der Fehmarn-Sund Brücke hindurch richtung Osten. Allerdings wurde die Freude am Segeln zumindest bei manchen von uns erst einmal getrübt, da einige erst einmal seekrank wurden. Wir hatten nämlich ungefähr 1,5 Meter Welle. Das mag erst einmal relativ harmlos klingen, aber das ist deutlich höher als man denkt. Die Wellen schwappten uns am Bug sogar bis auf das Deck. Noch dazu kam, dass das Schiff die Wellen zeitweise genau von der Seite nahm. Dadurch geriet das Schiff so stark ins Schaukeln, dass man sich auf dem Deck nicht mehr auf den Füßen fortbewegen konnte, sondern lieber die Knie mit zur Hilfe nahm. Gegen Nachmittag mussten wir unseren Kurs dann richtung Süden ändern. Deshalb mussten wir dann auch einige Wenden fahren, um gegen den Wind kreuzen zu können. Allerdings waren die Wellen so kräftig, dass sie uns immer wieder ausbremsten, bevor wir mit dem Bug durch den Wind kamen. So brauchten wir für einige Wenden mehrere Anläufe. Damit niemand über Bord ging, mussten wir uns auch an der sogenannten Lifeline einpieken. Das bedeutet, dass wir uns mit einem Karabiner, der an unserer Schwimmweste befestigt war, an einer seitlich am Deck entlanglaufenden Leine eingeklinkt haben. Gegen Abend kamen wir dann in Grömitz an.

Am nächsten Tag fuhren wir bei deutlich weniger Wellen nach Boltenhagen. Auch der Wind war nicht mehr ganz so stark, sodass wir insgesamt vier Segel setzen konnten. Das Problem mit der Seekrankheit hielt sich dadurch auch in Grenzen. Es gab drei verschiedene Wachen: Die Ruderwache, die Backschaft und die Freiwache. Alle Vier Stunden war Wachwechsel. So war jeder mal mit allem dran. Die Ruderwache war immer für den Ausguck und für das Steuern des Schiffes zuständig, während die Backschaft Essen zubereitet oder abgewäscht. Denn auch auf dem Wasser musste schließlich was gegessen werden. Damit die Töpfe beim Kochen nicht von der Herdplatte rutschten, wurden sie auch extra mit Karabinern an der Bordwand festgemacht.

Am dritten Tag mussten wir dann leider erstmal wieder nach Heiligenhafen segeln, da für den vierten Tag sieben Windstärken angekündigt waren. An diesem Morgen sind wir um acht Uhr losgesegelt und haben auf See gefrühstückt, weil für diesen Tag über Mittag eine Flaute angekündigt war und der Wind von West nach Ost drehen sollte. Da wir nur so um die drei Windstärken hatten, konnten wir alle Segel setzen. Gegen Mittag wurde der Wind dann wie angekündigt immer schwächer, bis er ganz verschwunden war. Also standen wir mitten auf dem Meer und bewegten uns innerhalb von drei Stunden insgesamt um die 200 Meter. Diese Zeit haben wir erst einmal zum Baden genutzt. Also wurde die Strickleiter ins Wasser gelassen und ein paar Fender hinterher. Schon konnte der Badespaß beginnen! Irgendwann kam dann auch der Wind wieder und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. So ging es dann wieder unter der Fehmarn-Sund Brücke hindurch und in den Heimathafen der Whydah of Bristol.

Gegen Abend setzte dann ein Dauerregen ein, der sich auch den nächsten Tag über hartnäckig hielt. Da unser Deck nicht komplett dicht war, spannten wir zwei Persenninge über das Deck, um nicht komplett vollzulaufen. Den Tag über verbrachten wir dann vorwiegend im Inneren des Schiffes mit Kartenspielen, Lesen und Unterhaltungen. Während einer kleinen Regenpause machten wir dann aber noch einen Spaziergang zum Strand und zur Seebrücke Heiligenhafens.
Am Donnerstag waren wir dann froh, endlich wieder segeln zu können. Die Wellen waren ähnlich hoch wie am ersten Tag. Allerdings hatten sich mittlerweile schon alle an das Schaukeln gewöhnt, sodass niemand mehr seekrank wurde. Heute war unser Ziel Kühlungsborn. Also ging es auf Raumschotkurs nach Osten. Je weiter wir nach Osten kamen, desto höher wurden die Wellen. Das Schiff schwankte die letzten paar Seemeilen sogar so stark, dass selbst das Steuern an der Pinne sehr schwierig wurde, da man auch dabei irgendwie das Gleichgewicht behalten musste. Als wir dann gegen sieben Uhr abends in den Hafen einliefen, war leider kein Platz für ein Schiff unserer Größe mehr frei. Also legten wir an einer Stelle, wo man eigentlich nicht anlegen durfte, genau so an, dass wir das „Anlegen verboten“ Schild genau verdeckten. Wir hatten aber Glück und der Hafenmeister hatte kein Problem damit, dass wir dort standen.

Am letzten Segeltag ging es dann genau die gleiche Strecke wieder zurück. Allerdings mit deutlich weniger Seegang. Am Abend sind dann einige von uns noch ein allerletztes mal schwimmen gegangen.
Am nächsten Tag musste dann gründlich aufgeräumt werden. Zuerst hat jeder seine eigenen Sachen gepackt und auf den Steg gebraucht und dann wurde geputzt. Auch das Regenwasser, das sich über die Woche ganz unten im Schiff gesammelt hatte, musste abgepumpt werden. Insgesamt kamen über 100 Liter Wasser zusammen. Dafür, dass von unten Dank dem Stahlrumpf kein Wasser kommen konnte, war das schon eine ganz ordentliche Menge an Wasser. Gegen halb Zwei ging es dann auch wieder zurück richtung Göttingen. Anders als bei der Hinfahrt lief die Fahrt nicht ganz so problemlos ab. Kurz vor Hamburg war eine eine Oberleitung kaputt, sodass unser Zug nich mehr weiterfahren konnte und wir alle aussteigen mussten. Nach einere halben Stunde kam dann tatsächlich Schienenersatzverkehr in Form von zwei Bussen, in denen alle Passagiere untergebracht werden sollten. Die beiden Busse waren sehr schnell sehr voll. Zum Glück zählten wir nicht zu dem Drittel, das noch draußen vor dem Bus stand, da es nicht mehr hinein passte. Nachdem uns die Busse dann bis zum nächsten Bahnhof kutschiert hatten ging die Fahrt aber problemlos weiter, bis wir dann gegen halb acht wohlbehalten in Göttingen ankamen.

Hannes